Fotos:
© Christel Remke-Smeenk
Hohe Auszeichnung für Sr. Inge
Sr. Inge Jansen hat am 15. August 2012 in der Botschaft in Addis
Abeba das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der
Bundesrepublik Deutschland von Frau Botschafterin Lieselore Cyrus
erhalten.
21 Jahren.
Im Januar 1957 verließ
sie Deutschland ohne ein Wort Englisch zu
können,
um in England in die Ordensgemeinschaft einzutreten, da es
in Deutschland zu der Zeit noch keine Niederlassung gab.
Nach dem sie erfolgreich Englisch und Bridge
spielen gelernt hatte,
kam sie gut zurecht. Auch die ernsten Aspekte von Gemeinschafts- und
Ordensleben gefielen ihr gut, so dass sie im Februar 1960 ihre
ersten Gelübde ablegte.
Dies fiel mit
der
Neugründung einer Niederlassung
der Missionsärztlichen Schwestern
in Deutschland
zusammen, so dass Sr. Inge gebeten wurde beim Neuanfang zu helfen.
Nach ein paar Jahren als “Hausfrau”
bei der Neugründung in Essen
folgte die Ausbildung zur Krankenschwester. Im Januar 1968 war die Ausreise nach Uganda in eines der ordenseigenen Krankenhäuser.
Während der Monate in Uganda galt der Auftrag so viel wie möglich
darüber zu lernen wie man ein Krankenhaus gründet. Die
Neugründung des Attat
Hospitals
war am Horizont.
Im Herbst 1968 begannen zwei deutsche und zwei indische
Missionsärztliche Schwestern, darunter Sr. Inge Jansen ihren
Sprachkurs in Addis Ababa. Damals war sie 33 Jahre alt.
Im folgenden Jahr ging es dann zwischendurch immer schon für kurze Aufenthalte nach Attat, um die Planung voranzutreiben.
Aus dem leerstehenden Schulgebäude sollte eine Gesundheitsstation
und eventuell ein Krankenhaus werden. Bis zu einem bestimmten Fluss gab
es eine Schotterpiste ab Addis Ababa und ab Flussufer ging es
dann
über Stock und Stein feldein, so dass man nur während
der Trockenzeit Transporte veranlassen konnte. Das Wichtigste war ein
Generator für Strom und ein paar Matten für die Patienten,
die
zunächst auf dem Boden lagen.
Da es an fast allem fehlte, galt es viel zu improvisieren.
So platzierte man die schwerkranken Patienten auf Matten sternförmig
auf dem Boden um einen
Holzständer mit Nägeln für die Infusionsflaschen.
Zu Beginn, in den 1980er Jahren,
waren
zwölf
Ordensschwestern das einzige
Fachpersonal
in dem Krankenhaus. Nach einem Tag in der Ambulanz ging Sr. Inge mit den anderen Schwestern abends noch
zum
Operationssaal
Augen operieren oder das Sterilisationsgut für den
nächsten Tag
vorbereiten.
Mit zunehmend mehr Patienten und mit langsam herangebildeten
äthiopischem Pflegepersonal war es dann möglich und nötig, dass Sr. Inge für die Verwaltungsaufgaben frei gestellt
werden konnte.
So hat Sr. Inge während der
Ära des Kaisers, des Derg Regimes und
jetzt unter der Hadik Regierung, die finanzielle Seite des
Unternehmens geführt und koordiniert. Was sie einst allein
bewältigte, ist
heute
zu einer kleinen Verwaltungsabteilung mit sieben Mitarbeitenten geworden. Seit 42 Jahren ist Sr. Inge
die
Säule in Attat, die einzige Schwester, die nie versetzt wurde und
die ganze Krankenhaushistorie als Teil ihrer Lebensgeschichte
durchlebt hat.
Über so viele Jahre wird natürlich Veränderung und Wachstum
deutlich. Sr. Inge beschreibt neben besserer Gesundheit der Bevölkerung als
signifikanteste
Änderung den Bildungswillen der
Menschen.
Am Anfang konnte man nur mit
viel Mühe Leute dazu
überreden die Schule fertig zu machen oder
eine formale Ausbildung zu absolvieren.
Es
war unheimlich mühsam
Leute zu qualifizieren.
Mittlerweile
laufen uns dieselben Personen (jetzt
Angestellte des Krankenhauses und Eltern) die Türen ein, damit wir die Ausbildung ihrer
Kinder unterstützen oder ermöglichen. Ein Unterschied wie Tag und
Nacht was Schulbildung angeht, und dies
schließt Mädchenbildung
selbstverständlich mit ein.
Inzwischen hat das Attat Projekt 170
äthiopische Mitarbeitende.
Dank ihrer guten Gesundheit kommt Sr. Inge
täglich ins Büro und
deligiert, lernt neue Leute an und ist
dankbar für jeden Tag den Gott ihr schenkt.
Nach so vielen Jahren
in
Äthiopien hat Sr.
Inge den Wunsch und die Erlaubnis
hier im Land
ihren Lebensabend
verbringen
zu dürfen.
Für Viele ist ihr
gelebtes Gottvertrauen und ihr treuer, täglicher Einsatz eine Ermutigung. Die gemischten Erfahrungen von 42
Jahren haben Sr. Inge nicht bitter oder zynisch werden lassen,
sondern gelassen und dankbar
-
das ist schön zu erleben. Und da im
Leben nichts umsonst ist, profitieren wir als Schwesterngruppe bis täglich von ihren Erfahrungen aus der Küchenzeit in Essen. Sr. Inge
koordiniert nämlich auch das leibliche Wohl in unserer
Kommunitätsküche
-
Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen.
Fragt man Sr. Inge nach einem Lebensmotto zitiert sie gerne
»Send to spend in service«.
Dies umschreibt in der Tat ihren Lebensweg und hat sie zu einem
glücklichen Menschen gemacht.